Das Dröhnen von Arbeitsmaschinen, die Dampfwolken und der Menschenlärm. Ende des neunzehnten Jahrhunderts an der Stelle, wo heute die Manufaktura steht, arbeitete eine riesengroße Fabrik, die größte im gesamten Industriegebiet von Kalisz-Masowien.
Die Geschichte ihrer Macht begann im Jahre 1835, als die Familie von Kalman Poznański aus Alexandrów Łódzki nach Łódź umgezogen ist. Der Kaufmann Kalman betrieb am Altmarkt ein Gewürz- und Textilgeschäft. Er baute dort auch ein erstes eingeschossiges Miethaus. Jahre später wurde das Familienunternehmen von seinem Sohn Izrael übernommen. Da sich Łódź von einem kleinen verschlafenen Städtchen in eine blühende multikulturelle europäische Metropole verwandelte, konnte er er alle sich damals bietenden Möglichkeiten ausgezeichnet ausnutzen.
Izrael Kalmanowicz Poznański kaufte im Jahre 1871 die ersten Grundstücke auf der Westseite der Neustadt entlang der Ogrodowa-Straße und er begann sein eigenes „Baumwollen-Reich“ zu bauen. Ein Jahr später hat er die erste Weberei mit zweihundert englischen mechanischen Webmaschinen, die mit einer Dampfmaschine angetrieben wurden, in Betrieb genommen. Von Jahr zu Jahr wurde die Fabrik um weitere Webereien, Bleicherei, Appreturanstalt, Spinnerei, eigene Gasanlage und Feuerwache erweitert. Der reiche Industrielle begann, eine prächtige Residenz zu bauen, die heute eines der bekanntesten Baudenkmäler in Łódź ist.
Am Ende seines Lebens zählte Poznański mit seinem Vermögen von etwa 11 000 000 Rubel zu den reichsten Industriellen im Königreich Polen. Nach seinem Tod wurde das Familienunternehmen - eine riesige Fabrik mit der damals sehr modernen Siedlung von mehrgeschossigen Arbeiterhäusern von seinem ältesten Sohn Ignacy Poznański übernommen. Er beendete die Bauarbeiten an der Residenz und setzte den Ausbau der Fabrik und der Arbeitersiedlung fort. Der offizielle Name des Betriebs lautete die Aktiengesellschaft für Baumwollwaren I.K. Poznański in Lodz. Im Jahre 1913 lag die Zahl der Arbeitnehmer der Textilfabrik bei 7.000. Im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit kamen finanzielle Rückschläge für die Aktiengesellschaft. Die bei den Banken verschuldete Familie verlor ihre Position im Unternehmen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Fabrik in eine neue Lebensphase ein. Die verstaatlichte Textilfabrik Nr. 2, benannt zuerst nach Julian Marchlewski und später als „Poltex“ bekannt, arbeitete mehrere Jahrzehnte in vollem Gang und wirkte bei der Entwicklung der Legende der Textilstadt Łódź mit, wobei sie Tausende Arbeitsplätze für Stadtbewohner bat.
Die 90er Jahre und die Zeit der politischen Transformation brachten zahlreiche Insolvenzen. Die Krise hat auch die Textilfabrik in der Ogrodowa-Straße nicht verschont. Der liquidierte Baukomplex verfiel für mehrere Jahre. Anfang des neuen Jahrhunderts tauchte eine neue, große Vision auf: er soll in kleinere Unternehmen geteilt und dann als Ganze wiederbelebt werden. Die Idee kam von Mieczyslaw Michalski, einem erfahrenen Wirtschaftler, der als Poltax-Vorstandsvorsitzender Geschäftspartner für die Bewirtschaftung des einmaligen postindustriellen Raumes fand. 2003 wurden die Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Textilfabrik von der Firma Apsys Polen aufgenommen. So startete das Polens größte Revitalisierungsvorhaben. Drei Jahre später, am 17. Mai, wurde die Manufaktura in Betrieb genommen. Sie wurde kurzfristig zum wichtigen Ort auf der touristischen, kulturellen und kommerziellen Stadtkarte von Łódź.